"Murat liebt den Pogo noch immer nicht"


Musik und Identität - Jugendkulturen zwischen Selbstfindung und Ausgrenzung

von Stefan Habermehl und Jörg Meyer

Ein Jugendzentrum irgendwo im Rhein-Main-Gebiet: "Nur ein toter Techno-Popper ist ein guter Techno-Popper" skandiert Roberto, Sänger der Skinhead-Pogoband "Dreschflegel", der nicht einsehen will, daß sich Murat und seine Technofreaks "im Juz immer mehr breit machen", über Pogo herziehen und sie beim Proben stören. Seit die Raver auch noch zweimal im Monat eine "electric experience party" veranstalten, die trotz Eintrittsgeld immer brechend voll ist, wird die Stimmung zunehmend explosiver. Der "Koma-Abend" der Skin-Clique ist erst vor kurzem vom Sozialarbeiter-Team wegen politischer Vorbehalte gekippt worden. Murat weiß zu berichten: "Die Skins sind so dümmlich und prolig wie die Texte, die sie singen. Ständig dieses asoziale Gegröhle aus dem Proberaum, da kann sich doch hier keiner mehr locker machen." Außerdem seien seine Leute schon viel länger hier, auch schon als es noch kein Techno gab. Roberto, der vorgibt persönlich nichts gegen Murat und seine multiethnische Clique zu haben, ist jedoch leidenschaftlicher Gegner von Techno: " Das ist doch keine Musik! Da wirste ja blöd bei dem eintönigen Gestampfe! Das ganze Juz voller arroganter Pillenschlucker!" Insgeheim sehen das einige der Sozialarbeiter durchaus ähnlich, diese Musik ohne Gitarre und Gesang ist für sie der Ausdruck angepaßter Sprachlosigkeit einer unpolitischen, konsumorientierten Generation. "Ja, Anfang der Achtziger, da gab es wenigstens noch Engagement und Musik für Kopf und Füsse. Da konnte man sich mit den Kids noch auseinandersetzen." Die Sozialarbeiter glaubten die Situation bisher unter Kontrolle, hatten sie doch ausgezeichnete Beziehungen und Vertrauensverhältnisse zu den Mitgliedern beider peer-groups. Doch nun geht nichts mehr! Krieg ist angesagt und die Sozialarbeiter, die sich unparteiisch wähnten, drohen zwischen den Fronten langsam aber sicher zerrieben zu werden.

Konflikte rund um Musik und die Rolle von Musik in Jugendkulturen standen im Zentrum der Diskussion und Analyse auf einem dreitägigen Seminar, zu dem das Jugendbildungswerk Offenbach und das Haus der Gewerkschaftsjugend im Mai 1996 interessierte Sozialarbeiter, Pädagogen und Studenten nach Oberursel einluden. Die Wirkungsweisen von Musikstilen auf die (politische) Sozialisation von Jugendlichen, das Verhältnis von Musik und Gewalt in rechtsextremen und/oder gewaltbereiten Jugendszenen und mögliche Ansätze zur Mediation/Konfliktbereinigung sollten erforscht werden. Dabei versuchten wir zunächst, uns dem Thema ausgehend von eigenen Erfahrungen und Erlebnissen mit Musik in der Adoleszenzphase zu nähern. Welchen Einfluß hatte Musik auf meine Identitätsfindung? Welchen Stellenwert hatte Musik für meine Sozialisation? Ungeachtet individueller Unterschiede kristallisierte sich dabei heraus, daß die Rockmusik der 60er und 70er Jahre für viele Teilnehmer ein wesentlicher Ausdruck gemeinsamen Aufbegehrens war, gleichsam die Begleitmusik politischer Kämpfe und Fokus eines Lebensgefühls, daß sich von der beklemmenden Enge der gesellschaftlichen Verhältnisse der Nachkriegszeit absetzen wollte. Jimi Hendrix, der in Woodstock die Hymne der in Vietnam einen schmutzigen Krieg führenden Weltmacht USA mit seiner Gitarre zerfetzte, sei stellvertretend für die symbolische Kraft und identitätsstiftende Funktion von Musik genannt. Das Unverständnis und die Ablehnung, die der 68er-Generation von ihren Eltern entgegengebracht wurde, findet ein verblüffendes Spiegelbild im Verhältnis eben dieser, mittlerweile etablierten Generation gegenüber der Techno- und HipHop-Kultur der heutigen Jugend."Ihr seid nichts als linke Spießer, eigentlich wart ihr das schon immer. Und werden wir mal aggressiv, dann seid ihr gleich konservativ". Drückt diese Zeile aus einem Lied der Autonomen-Band Slime aus den 80er Jahren die unweigerliche Wiederkehr eines Wahrnehmungs- und Akzeptanzvakuums zwischen den Generationen aus? "Auf der Seite der Erwachsenenkultur scheint sich der Normalitätsdruck in eine latente Jugendfeindlichkeit wandeln zu können. ... Die krisenhafte Entwicklung der Gesellschaften und die Unfähigkeit der Erwachsenenkultur die Zukunft zu gestalten führen zu einer trotzigen Projektion der bedrohlichen Tendenzen in die nachfolgende Generation, ... Jugendliche sollen Hoffnungsträger sein, aber auch Kontinuität bewahren und werden angesichts des als unberechenbar oder bedrohlich empfundenen Wandels jetzt zum Risikofaktor." [Lohmann, 1996] Wir versuchten daher, eigene ästhetische Vorlieben und Vor-Urteile aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes und politischer Erwartungen hinter uns zu lassen, um einen Blick hinter die Kulissen von "Jugendmusikkultur" zu werfen.In der Pubertät ist das "Ich" das Hauptthema für Jugendliche. Die Erfahrung der sexuellen Entfaltung des Körpers geht einher mit geistiger Unruhe und Orientierung. Musik und Tanz bieten geeignete Ansatzpunkte zur Erfahrung und Erprobung des eigenen Körpers sowie zum Ausagieren psychischer Spannungen und Energien. In der Form der Jugendmusikkultur leitet die Musik zudem die Selbstsuche und Identitätsfindung der Einzelnen oder des Einzelnen über in die kollektive Form der Gemeinschaft. Deren zentrales Bindeglied sind Gefühle, die (verzerrt) wiedergespiegelt, (selektiv) verstärkt, in vielerlei Symbolen materialisiert, synchronisiert und ggf. bis zum Mythos dematerialisiert werden. Die Empfänglichkeit vieler Jugendlicher für weltabgewandte (melancholische, suizide), jedoch intensiv empfundene Themen/Stoffe ist in der Literatur beeindruckend nachzuvollziehen in der gierigen Rezeption der Bücher Hermann Hesses und beispielsweise der sozial- und gesellschaftskritischen Geschichte "Die neuen Leiden des jungen W." Die Reise zum "Ich" verstärkt die Empfindung der Entfremdung. Notwendige Grenzüberschreitungen finden an (allen) von der Gesellschaft und der "Erwachsenenkultur" vorgegebenen Normen, Tabus, Vorschriften statt, wie auch am eigenen "Alltagsempfinden".

Die Identifikation über Musik und die Zugehörigkeit zu einer (Fan)gemeinschaft geht einher mit der Einübung von spezifischen Verhaltensweisen und der Übernahme eines Kanons von Symbolen, womit sowohl die Basis für die Binnenkommunikation der Gemeinschaft als auch für die Abgrenzung gegenüber der Gesellschaft und anderen Gemeinschaften geschaffen wird. Die totale Identifikation mit einer Gemeinschaft von z.B. Ravern (Haupttrend des hier und jetzt) geschieht nicht nur äußerlich, (Klamotten, Sonnenbrillen, Plateauschuhe, Grasshirts etc.) sondern auch und hauptsächlich durch die gemeinsame Körpererfahrung des Rave, eine von vielen Formen des sich Fühlens und Bewegens im Schall der Musik. Was für die Technofreaks der Rave ist, ist für Rocker / Hardrocker das Ausflippen und wilde Headbanging, ist für Skinheads der Pogotanz des Hochspringens und sich Anrempelns. Die körperlichen Formen der kollektiven Grenzüberschreitung (Enthemmung, Ausflippen, Trance, Extremsport, Gewalttätigkeit) erzeugen ein Maximum an Erlebnisdichte und Gefühlsintensität, was durch den Konsum aufputschender Drogen (Alkohol, Kokain, Amphetamine und synthetische Halluzinogene) noch zusätzlich verstärkt wird.

"Wenn im Laufe der Nacht die Party beginnt und die Leute anfangen zu tanzen, nimmt die Energie unaufhörlich zu. Es ist keine irdische Situation mehr. Alle sind in sich selbst versunken und im selben Augenblick mit allen anderen und mit der Natur verbunden. Die Musik wird zu einem Weg, der es ermöglicht tief in das Innere zu gehen und gleichzeitig den eigenen Körper zu verlassen." [Pavan w. Ananta]. Dieses Zitat aus der Technobewegung verdeutlicht ein zentrales Motiv der gegenwärtigen Musikkultur, dessen Ursprünge über 20 Jahre zurückreichen. Musik als Medium der Bewußtseinserweiterung, als Weg zur spirituellen Trance ist heute zur Massenkultur geworden, nachdem sie lange Zeit das Metier eher randständiger Szenen war. In der heutigen Techno- und House-Musik kulminiert eine Entwicklung, die vom "psychedelic rock" der späten 60er über die Synthesizermusik von Gruppen wie Tangerine Dream und Kraftwerk in den 70ern, die "industrial music" und minimalistischen Experimente in den 80ern bis zur Verschmelzung mit der baß- und beatbetonten schwarzen Tanzmusik (Soul, Funk) führte. Techno muß als zeitgemäßer kultureller Ausdruck der gesellschaftlichen Situation und technologischen Entwicklung unserer Gesellschaften in den 90ern angesehen werden. Er verfügt wie andere Musikkulturen zuvor über Symbole und Topoi, die als identitätsstiftende "Geheimsprache" fungieren - "music for those who know", wie es einer der Referenten des Seminars in Oberursel ausdrückte. Selbst die eher den Mainstream verkörpernde "Loveparade" mit einer Million Technoanhängern, die durch die Straßen von Berlin tanzten, stößt bei den heutigen Mittvierzigern auf Unverständnis, obwohl das Motto "Let the sunshine in your heart" doch als eindeutige Reprise auf die Zeilen des Songs "Aquarius" aus dem Musical "Hair" aufzufassen ist. Ist die Ich- und Gegenwartsbezogenheit der jugendlichen Raver als Ausdruck einer diffusen Gewißheit gesellschaftlicher Perspektivlosigkeit anzusehen? "Love, Peace and Unity" mag für viele nicht als politische "message" durchgehen. Die Techno-Kultur deswegen als unpolitsch wahrzunehmen, ist jedoch kurzsichtig. Der politische Charakter der Lust an der kollektiven Ekstase besteht eher in der Verweigerung gegenüber den verschiedenen Varianten von "Pseudo-Politik", die auf die eigentlichen Zukunftsfragen keine Antworten haben und dem Selbstläufer "kapitalistische Globalökonomie" hinterherlaufen.

Innere und aeussere Wiedersprueche heranwachsender Individuen vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Verhaeltnisse

Das Ritual kollektiver Enthemmung dient individuell wie auch gesellschaftlich als Ventil für im Alltag angestaute Aggressionen und Sehnsüchte. Der sich darin ausdrückende Dissenz gegenüber den bestehenden Verhältnissen, die (unspezifische) Auflehnung der Individuen gegen die mangelnde Befriedigung ihrer (mentalen) Bedürfnisse fokussieren sich damit an einem Punkt, der sowohl Momente der Befreiung als auch der sozialen Kontrolle beinhaltet. Obgleich diese kollektiven Rituale oft als exklusiver Ausdruck von Jugendkultur wahrgenommen werden, sind sie durchaus kein Spezifikum derselben. Im Karneval z.B. finden wir die institutionalisierte Entsprechung der Ausdrucksformen der Jugendkulturen in den Ritualen der Mehrheitsgesellschaft / Erwachsenenkultur. Die Auflehnung der Individuen gegen ihre Entfremdung wird eingeordnet in den Rahmen der gesellschaftlichen Verhältnisse. Die soziale Kontrolle des gemeinschaftlichen Rituals wird in unserer Gesellschaft vermittelt über den Markt: über die Kommerzialisierung der Musikkultur und ihrer Symbole wird die sich ausdrückende Sehnsucht nach Befriedigung der individuellen Bedürfnisse neutralisiert im Konsumismus und der Vermarktung originärer Impulse. Die Flucht, die Revolte endet so zwar nicht unausweichlich, aber doch in den meisten Fällen im gleichen Käfig auf einem anderen Leiterchen.

"Geht's mir irgendwann mies, stell' ich mir vor alle Spießer am Spieß!" sang die Frankfurter Band Strassenjungs in den 80ern. Die Abgrenzung gegenüber den "Spießern", die den Kanon der herrschenden Normen und die totale Anpassung an diese repräsentieren, ist eines der Hauptanliegen vieler Jugendszenen. Die Normalbürger wiederum sind gleichermaßen angewidert von Punkmusik a la Sex Pistols, dem Pogo von Skrewdriver und Störkraft oder den Gangster-Sprüchen aus der Hip-Hop-Szene. It's nice to be hip! - sich durch subkulturelle Ausdrucksformen von den "Anderen" zu unterscheiden und neue Tendenzen aufzugreifen, entspricht dem Bedürfnis nach Veränderung und Diskontinuität, nach dem Bruch mit dem Bestehenden. Die Identifikation mit einer Gemeinschaft geht dabei unweigerlich einher mit der Abgrenzung nicht nur gegenüber der Gesellschaft, sondern auch gegenüber (konkurrierenden) "Szenen". Daß die Gesellschaft den Widerspruch durch (repressive) Toleranz und über den Markt vermittelte Integration mehr oder weniger auflöt, mag die Abgrenzung gegenüber anderen Gemeinschaften noch verstärken. Abhängig vom durch die eigene soziale Situation aufgebauten Aggressionspotential kann aus der gegenseitigen Abgrenzung von Jugendszenen eine Konfliktlage bis hin zur gewalttätigen Auseinandersetzung entstehen. Die politische, normative Ausrichtung einer Jugendszene ist zunächst ein sekundäres Moment der Gemeinschaft. Im Einzelfall kann es durchaus Zufall sein, ob ein Jugendlicher sich z.B. einer linken oder einer rechten Skinhead-Gruppe anschließt. Die Subkultur der Skins geht historisch gesehen aus dem proletarischen Milieu englischer Großstädte hervor. Die musikalischen Wurzeln finden sich im schwarzen Ska, der von farbigen jamaikanischen Immigranten nach Großbritannien gebracht wurde. Skinheads und Punks, ob rechts oder links, ist eine Selbstdefinition als "revoltierender Sklave" absolut gemeinsam. Die ideologische, politische Ausrichtung der Szene ist demgegenüber eindeutig nachgeordnet. Daß viele Skinhead-Gruppen sich mehr oder weniger deutlich faschistischer Ideologie und Politik verschreiben, ist einerseits durch die provokative, tabubrechende Wirkung der Naziparolen bedingt, andererseits jedoch genauso durch die allgemeine gesellschaftliche Rechtstendenz. Daß die Skinhead-Kultur in der Öffentlichkeit bzw. den Medien praktisch ausschließlich und wahrheitswidrig mit den Nazi-Skins identifiziert wird, ist wohl eher dem Bedürfnis der Mehrheitsgesellschaft geschuldet, rassistische und rechtsgerichtete Tendenzen in ihrer eigenen Substanz zu verschleiern, zu verdrängen und als etwas außerhalb ihrer selbst Bestehendes auszugeben.

Wieder zurück zum Jugendzentrum: Die Konfliktsituationen, der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter heute häufig in Jugendzentren und -häusern ausgesetzt sind: Rivalisierende, sich oft sogar hart bekämpfende Gruppen von Jugendlichen (Rapper, Raver, Rocker, Punks, Skins, Stinos etc.) in einem Stadtteil fighten um die (alleinige) Nutzung von Räumen und freien Zugang zu "ihrem" Haus. Heillos zerstrittene Fronten von Jugendlichen und die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter mitten drin. Was tun? Geht überhaupt noch etwas? Mediation, die letzte Rettung? Man kann es ja mal versuchen. Ein erfahrenes Mediatorenteam, ein Jugendforscher und eine Jugendforscherin aus Südhessen, werden angesprochen und übernehmen den Fall.

Nach eingehenden Vorgesprächen des Mediatorenteams mit allen Beteiligten, den Mitgliedern der Pogoband, den Ravern und der Crew der Sozialarbeiter und -innen kommen die Mediatoren zu folgender Empfehlung: Die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sollen sich einer Supervision unterziehen, um die Professionalität ihrer Arbeitsweise im Jugendhaus zu reflektieren und den Grad ihrer unterschiedlichen Verwicklung bzw. Positionen im Konflikt um die Jugendhausnutzung zu analysieren. Den Ravern und Skinheads wurde von den Mediatoren die Hausaufgabe gestellt, für sich herauszufinden, wie sie die Verteilung der Räumlichkeiten regeln würden, wenn ihnen das Haus gemeinsam gehören würde und sie gemeinsam eine verantwortliche Lösung suchen und finden müßten und wollten. Außerdem wurden die konkurrierenden Gruppen der Raver und Pogo-Skins aufgefordert, bis zum nächsten Treffen aufzuschreiben, welche Wünsche sie mit einem Mediationsgespräch verbinden und welche neuen Handlungsperspektiven sich ihnen ihrer Meinung nach eröffnen würden, wenn sie sich auf eine Mediation einlassen. Nach vier Monaten harter Arbeit war es vollbracht: Nach den Supervisionsgesprächen und dem Ausscheiden einer Kollegin kamen die Sozialarbeiter nach Reflexion des eigenen Anteils an den Konflikten rund um das Jugendhaus zu einer Neubewertung ihrer Arbeit und bildeten endlich wieder eine erfogversprechende Arbeitseinheit. Roberto, Murat und ihre Cliquen haben erkannt, daß auf der Basis gegenseitigen Respekts der Jugendlichen voreinander sowie vor ihren unterschiedlichen Ansichten und Musikvorlieben für beide Gruppen mehr herausspringt als mit Krieg und Haß gegenüber projizierten Feindbildern. Die Basis des gegenseitigen Respekts legten sie dadurch, daß sie den anderen ihre Musik, deren "roots" und die Bedeutung, die sie mit ihrer Musik verbinden, verständlich und transparent machten. Murat liebt den Pogo noch immer nicht und Roberto würde kein Techno auflegen, aber Vorurteile sind ausgeräumt und sie haben viel über Techno, Pogo und deren jeweiligen Ursprung gelernt. Sprüche wie "Techno ist geballter Schwachsinn" oder "Skin-Musik ist primitiver Scheiß" sind jedenfalls von beiden Seiten nicht mehr zu hören. Die Möglichkeit einer gemeinsamen Ausflugsfahrt von Roberto, Murat und den Jugendlichen beider Szenen zusammen mit den Sozialarbeitern steht im Raum.

Die Bereitschaft, die Erfahrbarkeit anderer Musikstile und Musikkulturen an uns heranzulassen, die prinzipielle Akzeptanz der Tatsache, daß eine bestimmte Musik für andere die gleichen oder ähnliche Gefühlsinhalte wie bei uns selbst transportiert, der Versuch, etwas über die Wurzeln und Hintergründe der anderen Szene zu erfahren, sind für uns letztlich die wichtigsten Schlüssel, um im Umgang mit Musik zu mehr Verständnis und Konfliktlösungsfähigkeit zu kommen. Für die meisten von uns gibt es eine Musik, bei der wir mitschwingen, bei der unsere Seele mitschwingt, bei der unsere Sehnsüchte wach werden. Das ist uns gemeinsam - RAVE ON!


Quellennachweis:

Lohmann, Michael 1996: "Hendrix war nicht im Programm." Bericht vom Seminar "Kulturelle Orientierung rechts- und gewaltorientierter Jugendlicher". Unveröffentlichtes Manuskript. (e-mail: Michael_Lohmann@msn.com).

Pavan w. Ananta 1997: "Der kosmische Orgasmus". In: Open your mind. Soluna, Hanau

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Last updated: 25.11.03 [sh]